Artikel
15 Kommentare

Auf der Suche nach mir selbst

Ein Herz im Busch

In den letzten Wochen hab ich mir immer wieder Gedanken über mich und mein Selbstbewusstsein gemacht. Seit ich im Herbst 2016 drei Wochen Zeit für mich hatte, ist unglaublich viel passiert. Es hat sich so viel verändert und das merke ich vor allem an meinem Selbstbewusstsein und wie ich mit mir selber umgehe.

Früher war ich mein größter Kritiker. Wenn ich für etwas gelobt wurde, hab ich das nicht ernst genommen und überhaupt nicht an mich heran gelassen. In meinen Augen gab es bei allem immer noch Verbesserungspotential, egal ob im privaten oder beruflichen Bereich. Ich war immer auf der Suche nach Perfektion. Ein gutes Beispiel ist meine Arbeit. Vor 7 Jahren bin ich als Quereinsteigerin in meinen jetzigen Beruf als Kundenberaterin bei der SBB eingestiegen. Die Ausbildung dauerte 6 Monate und ich habe sie als Zweitbeste mit einem Schnitt von 5,7 (in Deutschland die Note 1,3) abgeschlossen. Klar, das Ergebnis war schon gut, ich habe mich aber geärgert, dass ich nicht als Beste abgeschlossen habe. Danach hab ich jedes Jahr etwas Neues gemacht. Sei es die Ausbildung von Lernenden, meinen Einstieg als interne Trainerin, Sprachkurse, einen Sprachaufenthalt oder Weiterbildungen im Bereich Coaching und Ausbildung. Ich war nie zufrieden und immer auf der Suche nach etwas, was mich bei der Arbeit zufriedener macht. Ein oder zweimal war ich sogar kurz davor, meine Arbeit zu wechseln, weil ich das Gefühl hatte, ich brauche mal wieder etwas Neues.

Heute weiß ich, dass ich auf der Suche nach mir selbst war.

Jahrelang war ich innerlich zerrissen, immer auf der Suche nach etwas, womit ich mich identifizieren konnte, was mich glücklich machte. Erst heute ist mir klar, dass ich meine innere Zufriedenheit immer im Außen und in der Bestätigung von anderen gesucht habe. Erfolg bei einer Fortbildung, ein Kompliment eines Kursteilnehmers oder auch die Bestätigung, dass die eigene Hochzeit perfekt organisiert war – all das habe ich aufgesogen wie ein Schwamm. Mein Wohlbefinden war von der Meinung anderer abhängig, Selbstbewusstsein war ein Fremdwort für mich.

Wenn ich mir eine Superkraft hätte wünschen können, wäre es das Gedankenlesen gewesen. Da aber leider keine Fee mit einem Zauberstab bei mir vorbei kam, habe ich unendlich viel Zeit damit verbracht, mich zu fragen, was andere wohl grad von mir denken. Und nicht nur das, ich hab mir sogar genau vorgestellt, was sie von mir denken. Und diese Gedanken waren immer negativ und überhaupt nicht wohlwollend. Meistens hat es sich natürlich um mein Aussehen gedreht. Klar, als Übergewichtige ist man ja sowieso nicht zufrieden mit seiner Optik, im Gegenteil. Ich habe mich jahrelang für dick, hässlich und völlig unattraktiv gehalten. Warum gerade ich so eine tolle Frau abbekommen habe, habe ich lange nicht verstanden. Komplimente sind unerhört an mir abgeprallt und aus lauter Angst, was andere wohl von mir denken, habe ich auch nicht mehr gerne in der Öffentlichkeit gegessen. Ich habe mich schlecht gefühlt, wenn ich wieder mal zur Pasta und nicht zum gesunden Salat gegriffen habe. Und ein Eis oder ein anderes Dessert unter Menschen zu essen, war schon lange kein Genuss mehr. Das hat sogar dazu geführt, dass ich ein leicht gestörtes Essverhalten hatte. Süßigkeiten hab ich dann in rauen Mengen ganz alleine Zuhause in mich hinein geschlungen. Und die Chips- und Schokoladenverpackungen hab ich natürlich nicht Zuhause, sondern unterwegs in einem Mülleimer entsorgt. Denn was sollte denn meine Familie oder meine Frau von mir denken, wenn sie das alles im Mülleimer sieht.

Jahrelang hab ich mich verstellt und immer den Bedürfnissen der Anderen angepasst.

Das hat soweit geführt, dass ich am Ende gar nicht mehr wusste, wer ich überhaupt bin und was mich glücklich macht. Ich hab mein ganzes Leben in Frage gestellt und keine Antworten auf meine Fragen gefunden. Im Sommer 2016 erreichte das Ganze dann seinen Höhepunkt. Ich kam morgens nicht mehr aus dem Bett, hab keinen Sinn mehr gesehen und immer mehr in mich hinein gefressen. Zum Glück hatte ich liebe Mensch um mich, die mir sagten, dass es so nicht weiter gehen kann. Ich sollte mir endlich mal eine Auszeit, eine Pause vom Leben gönnen, so lange ich es noch selbst in der Hand hatte. Und genau das hab ich dann auch gemacht. Ich wurde krank geschrieben und habe drei Wochen in einem alten Kloster verbracht. Viel Zeit für mich, gute Gespräche und nicht zuletzt das Heilfasten hat mich auf den Weg zu mir selbst geführt.

Das war mein Resetknopf, der Anfang von einem selbst bestimmten Leben.

Als ich von diesem Aufenthalt zurück gekommen bin, stand ich noch ganz am Anfang von meinem neuen Weg. Mein Umfeld und ich mussten erst lernen, was es heißt, auch mal nein zu sagen. Nicht alles zu machen, von dem ich denke, dass es andere von mir erwarten. Auch mal zu hinterfragen, was denn genau von mir erwartet wird und meine Grenzen zu finden und ganz klar abzustecken.  So viel kam in den letzten Monaten ins Rollen und für mich gibt es kein Zurück mehr in mein altes Leben. Ich habe diesen Weg begonnen und werde ihn bis ganz zum Schluss gehen. Seit diesem Startschuss hat es auch ernährungstechnisch klick bei mir gemacht. Zum einen, hab ich keinen Grund mehr Dinge in mich hinein zu fressen und zum anderen ist mir klar geworden, wie wichtig gesunde Ernährung für mich und mein Wohlbefinden ist.

Erst letzte Woche habe ich wieder einmal gemerkt, wie weit ich schon gekommen bin. Ich habe meine Sachen für den Urlaub gepackt und festgestellt, dass auch ärmellose Shirts und Tops ihren Weg in meine Urlaubsgarderobe gefunden haben. Früher war das unvorstellbar, trotz hochsommerlichen Temperaturen habe ich fast immer ein Jäckchen drüber gezogen. Was sollten denn die Leute denken, wenn sie meine dicken Oberarme sehen? Auch wenn ich noch weit entfernt von (in meinen Augen) perfekten Oberarmen bin, hält mich das heute nicht mehr davon ab, mich luftiger anzuziehen. Wenn es irgendjemand nicht gefällt, soll er oder sie halt wo anders hinschauen. Statt mit gesenktem Kopf laufe ich jetzt mit hoch erhobenem Kopf an anderen Menschen vorbei und lächle ihnen ins Gesicht. Ich ertappe mich jetzt auch immer wieder mal dabei, dass ich mich im Spiegel oder auf Fotos sehe und ganz zufrieden mit mir bin. Ich bin mehr im Einklang mit mir selbst und meinem Aussehen. Und das Ganze tut einfach so unglaublich gut!!!

Viele Wege führen nach Rom, genauso viele Wege führen zu dir selbst.

Bei mir war es ein Mix aus den unterschiedlichsten Dingen, die mir geholfen haben zu mir selbst zu finden. Seit ich im Spätherbst 2015 ungebremst in meine persönliche Lebenskrise gerutscht bin, tausche ich mich regelmäßig mit meiner Therapeutin aus. Sie hilft mir zu verstehen, warum manche Dinge sind wie sie sind und warum ich ticke wie ich ticke. Alleine diese Gespräche sind von unvorstellbarem Wert für mich. Sie war es auch, die mir geholfen hat die Notbremse zu ziehen und mir eine Pause vom Leben zu gönnen. Aber auch zahlreiche Bücher wie z.B. „Das Café am Rande der Welt“ oder die Blogbeiträge der wunderbaren Kristin Woltmann auf ihrem Blog EAT TRAIN LOVE haben mir sehr geholfen. Der ganze Blog und vor allem die Beiträge in ihrer Kategorie „Life“ waren sehr hilfreich für mich. Auch die vielen Kleinigkeiten wie mein Dankbarkeitstagebuch, die Erlaubnis mich selbst schön finden zu dürfen, meine wöchentlichen Belohnungen und nicht zuletzt dieser Blog. Es macht mir so viel Freude euch aus meinem Leben zu berichten und euch an meinem Weg zu mir selbst und zum Traumgewicht teilhaben zu lassen.

Falls es dir ähnlich geht wie mir, soll dir dieser Beitrag Mut machen, auf die Suche nach dir selbst zu gehen. Du wirst sehen, wenn du dich einmal auf den Weg gemacht hast, gibt es kein Zurück mehr. Der Weg ist nicht immer einfach, aber die Veränderungen in deinem Leben sind Belohnung genug dafür!

Also, lauf los und pass auf dich auf!

 

15 Kommentare

  1. Pingback: Fasten - was ist das überhaupt? | Purzelpfunde Abnehmblog

  2. Pingback: 365 Tage auf meinem Weg zum Traumgewicht | Purzelpfunde Abnehmblog

  3. Pingback: Frustessen und was mir dagegen hilft | Purzelpfunde Abnehmblog

  4. Pingback: Zuckersucht - und mein Umgang damit | Purzelpfunde Abnehmblog

Schreibe einen Kommentar