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Fasten – was ist das überhaupt?

Fastentee

Fast immer wenn ich von meinen Fastenwochen erzähle, werde ich mit ungläubigen Gesichtern und großen Augen angeschaut. Die Fragen die mir gestellt werden, sind immer wieder die selben: „Ja wie jetzt, du isst die ganze Zeit über gar nichts? Also wirklich gar nichts? Hast du dann nicht tagelang Hunger? Ist das nicht schlecht für die Gesundheit?“ Das hab ich zum Anlass genommen, um einen Beitrag übers Fasten und seine positive Wirkung auf den Körper zu schreiben.

Es gibt viele verschiedene Arten von Fasten und ich finde es wichtig, da einen Unterschied zu machen. Denn nicht jede Fastenart ist für jeden geeignet. Der wichtigste ist für mich der Unterschied zwischen Fasten für Gesunde und dem Heilfasten. Heilfasten kann sogar vom Arzt verschrieben werden und wird unter ärztlicher Aufsicht in einer speziellen Heilfastenklinik durchgeführt. Es handelt sich um eine Therapieform, die zum Beispiel bei Bluthochdruck, chronischen Hauterkrankungen, Diabetes und anderen Krankheiten helfen kann. In der Regel dauert sie mehrere Wochen und wird teilweise sogar von den Krankenkassen übernommen. Um diese Fastenart will ich mich in diesem Beitrag aber nicht detailliert kümmern, sie funktioniert genauso wie das Buchinger-Fasten, einfach unter ärztlicher Aufsicht. Ich will dir lieber vom Fasten für Gesunde berichten, denn das hab ich schließlich schon zwei mal selbst gemacht.

Fasten für Gesunde

Beim Fasten für Gesunde gibt es zahlreiche mögliche Varianten. Sei es Früchtefasten, Basenfasten oder die Schroth-Kur, für jeden ist da etwas dabei. Bei diesen genannten Fastenarten nimmt der Fastende feste Nahrung zu sich, einfach nur in eingeschränkter Form. Beim Früchtefasten gibt es den ganzen Tag über nur Obst und Gemüse, beim Basenfasten wird auf saure Lebensmittel verzichtet und bei der Schroth-Kur gibt es Trocken- und Trinktage. Diese Fastenarten eignen sich um ein bisschen Gewicht zu verlieren und gesundheitlichen Problemen vorzubeugen.

Ich wollte aber vor allem beim ersten Mal im Herbst 2016 mehr als nur ein paar Kilo verlieren, ich wollte durch den kompletten Verzicht auf feste Nahrung zur Ruhe und zu mir selbst finden. Deshalb habe ich mich fürs Buchinger-Fasten entschieden. 

Buchinger-Fasten

Das Buchinger-Fasten geht auf den gleichnamigen Arzt Dr. Otto Buchinger zurück, er hat die Methode weiterentwickelt und in den zwanziger Jahren die erste Heilfastenklinik in Deutschland eröffnet. Er ist der erste, der die körperliche Gesundheit mit der psychischen verbunden und so ein ganzheitliches Konzept anwendet hat. Seine Klinik in Bad Pyrmont gibt es heute noch, sie wird mittlerweile in vierter Generation von der Familie Buchinger geleitet.

Das Buchinger-Fasten wird in der Regel mit einem Entlastungstag eingeleitet, ich empfehle dir aber mindestens zwei Entlastungstage. So kann sich der Körper optimal auf die Fastenzeit einstellen und die Umstellung von Energieprogramm I auf Energieprogramm II (Fasten) gelingt einfacher. An Entlastungstagen wird hauptsächlich Obst und Gemüse gegessen, schon jetzt wird auf Alkohol, Nikotin, Süßigkeiten und Koffein verzichtet. An diesen Tagen sollte nur so viel gegessen werden, wie unbedingt nötig, um satt zu sein. Diese Tage sind auch dazu da um sich seelisch aufs Fasten einzustellen, zum Beispiel mit einer Massage oder einem entspannten Tag Zuhause. Wer diese Tage gründlich durchführt, vereinfacht sich den Einstieg ins Fasten erheblich. Denn so kann der Körper schon mal von allen Suchtstoffen Abschied nehmen und die Kopfschmerzen werden sich in den folgenden Tagen in Grenzen halten.

Am Vorabend des ersten Fastentags wird zuerst einmal eine gründliche Darmreinigung durchgeführt, am besten gelingt das mit aufgelöstem Glaubersalz. Die Darmreinigung ist das Startzeichen für den Körper um aufs Fasten umzustellen. Normalerweise läuft unser Körper mit dem Energieprogramm I. Bei diesem erhält der Körper Nahrung von außen, daraus bezieht er seine Energie und so kann er auch Leistung erbringen. Sobald das Fasten beginnt, schaltet der Körper auf Energieprogramm II um. Er bezieht die Nahrung, die er braucht, aus unseren Depots und holt sich so die benötigte Energie um alles am Laufen zu halten. Durch eine regelmäßige Entleerung des Darms (spätestens alle zwei Tage) wird die Darmtätigkeit quasi außer Kraft gesetzt und der Körper produziert keine Magen- und Verdauungssäfte mehr. Folglich bleibt auch der Hunger aus. Und das finde ich das Spannendste am Fasten überhaupt. Ich hatte in den ganzen Tagen, die ich gefastet habe, nie Hunger. Vielleicht war da mal ein kurzes Zwicken in der Bauchgegend, das hat sich aber mit einem Schluck Wasser gleich wieder erledigt. Am ersten und am zweiten Tag ist der Körper mit dem Umschalten auf den Fastenmodus beschäftigt. Hier kann es durchaus vorkommen, dass man mit Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Übelkeit oder auch mit Niedergeschlagenheit zu kämpfen hat. Das ist aber völlig normal und zeigt nur, dass der Körper bereits mit der Entgiftung begonnen hat. Ab dem dritten Tag fühlt man sich wieder energiegeladener und zuversichtlicher. Mir zumindest ist es immer so gegangen, ab Tag drei geht es bergauf! 

Ab dem ersten Fastentag heißt es trinken, trinken, trinken

Beim Buchinger-Fasten wird komplett auf feste Nahrung verzichtet. Das heißt aber nicht, dass der Fastende in diesen Tagen gar nichts zu sich nimmt. Jeden Morgen gibt es ein oder zwei Tassen Kräutertee, mittags einen Teller mit Gemüsebrühe und am Abend gibt es in der Regel einen verdünnten Fruchtsaft. Diese Mahlzeiten sollten mit Ausnahme des Tees gelöffelt werden. So kann man sich bereits beim Fasten auf eine achtsamere Nahrungsaufnahme danach einstellen. Ich habe die Mahlzeiten meistens an einem Tisch mit anderen Fastenden eingenommen, dabei haben wir immer viel Wert auf Stille gelegt. So konnte jeder seine Mahlzeit in seinem Tempo essen und genießen. Zusätzlich zu den Mahlzeiten ist es wichtig, dass viel getrunken wird. Am besten gelingt das mit Wasser und Tee. Normalgewichtige sollten beim Fasten mindestens zwei Liter Flüssigkeit täglich zu sich nehmen, bei Übergewichtigen sind es sogar bis zu drei Liter. Nur so ist sichergestellt, dass der Körper mit genug Flüssigkeit versorgt ist und zum Beispiel über die Niere richtig entgiften kann. Nach jeder Mahlzeit sollte eine Ruhepause von mindestens 30 Minuten im Liegen eingehalten werden, nach dem Mittagessen gibt es sogar einen warmen Leberwickel. Auch dieser unterstützt den Körper beim Entgiften.

Wie lange dauert das Fasten?

Das ist völlig unterschiedlich und von verschiedenen Faktoren abhängig. Grundsätzlich kann ein gesunder Mensch mehrere Wochen fasten. In den Kliniken oder Kurorten werden meist 1 Woche, 10 Tage oder 21 Tage angeboten. Ich habe beim ersten Mal 16 Tage gefastet und bin mit den Entlastungs- und Aufbautagen auf über drei Wochen gekommen. Dieses Mal hatte ich weniger Zeit und habe 8 Tage gefastet, komme mit den Entlastungs- und Aufbautagen aber auch wieder auf zwei Wochen. Meine Empfehlung ist auf jeden Fall mehr als eine Woche. Denn meistens hat man da maximal fünf Fastentage und dann muss der Körper sich schon wieder umstellen. Besser finde ich zwei Wochen, da lohnt sich das umstellen des Körpers so richtig und man hat länger was davon.

Fastenbrechen und die Aufbautage

Am Abend des letzten Fastentages oder am Morgen danach kommt dann das lang ersehnte Fastenbrechen. Traditionell gibt es einen frisch geschnittenen Apfel als erste Mahlzeit. Bei beiden meiner Fastenaufenthalte habe ich nicht den ganzen Apfel geschafft, sondern bereits nach der Hälfte aufgehört. Ich konnte einfach nicht mehr essen und war bereits satt. Der Apfel ist immer mein Highlight des ganzen Aufenthalts. Er stimmt mich auf die folgenden Tage ein und lehrt mich bereits bei meiner ersten Mahlzeit, auf mein Sättigungsgefühl zu hören. Denn jetzt folgen die Aufbautage und viele sagen, dass diese noch viel wichtiger sind als das Fasten selbst. An diesen Tagen wird der Körper langsam wieder an die Nahrungsaufnahme von außen gewöhnt, er stellt wieder auf Energieprogramm I um. Da die komplette Verdauung während dem Fasten aber lahm gelegt war, muss man es jetzt langsam angehen lassen. Denn die Magen- und Verdauungssäfte kommen nur langsam wieder zurück und die werden für die Verdauung dringend benötigt. Am ersten Aufbautag gibt es nach dem Fastenbrechen am Morgen eine Suppe zum Mittagessen und einen Gemüseteller als Abendessen. Alle Gerichte werden kaum gesalzen, sondern mit Kräutern aufgepeppt. Am zweiten Aufbautag darf es dann auch schon eine Salzkartoffel zum Gemüse und ein Salat sein. Eine Faustformel besagt, dass man die Hälfte der Fastentage als Aufbautage hinten dran hängen soll. Also bei meinen 8 Fastentagen werde ich mindestens 4 Aufbautage hinten dran hängen.

Diese Tage sind extrem wichtig, denn hier werden die Weichen für die spätere Ernährung gestellt. Die Mahlzeiten sollten langsam und achtsam gegessen werden, ich achte an diesen Tagen ganz penibel auf mein Sättigungsgefühl und höre sofort auf, wenn ich das Gefühl habe satt zu sein. Auf keinen Fall sollte man in den Aufbautagen bereits Käse, Fleisch, Süßigkeiten und andere Genussmittel zu sich nehmen, denn damit kann die erst wieder einsetzende Verdauung überhaupt nichts anfangen. Jeder Fehler der in den Aufbautagen gemacht wird, rächt sich sofort. Die überschüssigen Kalorien werden sofort eingelagert, hier kann man tatsächlich von einem Jojo Effekt sprechen. Im schlimmsten Fall kann man seinen Körper mit zu fettigem Essen so überfordern, dass es sogar gesundheitliche Folgen hat. Magenschmerzen oder Übelkeit sind in diesen Fällen keine Seltenheit.

Aus welchem Grund soll ich Fasten?

Für mich gibt es viele Gründe die fürs Fasten sprechen. Zum einen bekommt der Körper so endlich mal eine Erholungspause von unserer ständigen Nahrungsaufnahme. Er kann den ganzen liegen gebliebenen Müll (Schlacken und Co.) loswerden und seine Selbstheilungsprozesse in Gang bringen. Denn die 30 % unserers Stoffwechsels, die sonst für die Verdauung benötigt werden, können jetzt anderweitig eingesetzt werden. Ich stelle mir das Fasten wie einen Großputz oder eine Generalüberholung meines Körpers vor und ich denke, das ist ein ziemlich guter Plan. Zum anderen kann ich mich in der Zeit auf mich besinnen und ganz bei mir selber sein. Die Hektik und den Stress des Alltags lasse ich hinter mir und gestatte mir, meine Seele baumeln zu lassen. Grad bei meinem ersten Fastenaufenthalt war das der wichtigste Grund für mich. Einfach mal abschalten, mich komplett abkapseln und wieder bei mir selbst ankommen. Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass mir der Fastenaufenthalt im letzten Herbst ganz wesentlich dabei geholfen hat, herauszufinden, was ich überhaupt will. So konnte ich in meinem Leben noch einmal auf Reset drücken, vor allem was meine Ernährung angeht.

Und nicht zu vergessen sind natürlich die purzelnden Pfunde, ein wirklich schöner Nebeneffekt. Je nach Fastendauer kann da schon das eine oder andere Kilo abgenommen werden. Viele Mitfaster die ich kennengelernt habe, schwören auch auf den positiven Effekt auf die Gesundheit. Teilweise konnten so Allergien, Neurodermitis, Arthrose und andere Krankheiten gemildert werden. Nicht wenige meiner bisherigen Mitfaster wiederholen den Fastenaufenthalt mindestens alle zwei Jahre, sei es vorbeugend oder um Symptome zu lindern.

Wo kann ich fasten?

Meinen ersten Fastenaufenthalt habe ich im Samariter Fastenzentrum mit einer Fastenbegleiterin gemacht. Das war super, vor allem für den Einstieg. Täglich haben wir uns in der Gruppe eine Stunde über unser Wohlbefinden ausgetauscht und jede meiner Fragen wurde dort beantwortet. Abends hatten wir verschiedene Vorträge zum Thema Ernährung, wo ich viele Tipps für meine spätere Ernährungsumstellung bekommen habe. Heute gibt es viele Anbieter von Fastenwochen, ob Hotels, Kloster, Kliniken oder Kureinrichtungen, jeder bietet etwas in diese Richtung an. Ich bin dieses mal kurzfristig in einem Kurhotel im Allgäu gelandet. Da gab es aber keine Fastenbegleitung, was ich trotz Erfahrung vermisst habe. Auch Zuhause kann gefastet werden, entweder alleine oder in einer örtlichen Fastengruppe mit ausgebildeter Fastenbegleitung. Für mich wäre das nichts, ich genieße die Auszeit vom Alltag und von Zuhause. Beim ersten Mal würde ich auf jeden Fall eine Einrichtung wählen, wo eine Fastenbegleitung vor Ort ist, an die man sich jederzeit wenden kann.

Dieser Beitrag soll keine Anleitung zum Fasten sein, er soll einfach meine persönliche Meinung und meine Erfahrungen wiederspiegeln. Ich will keinen zum Fasten überreden, ich denke da muss jeder seinen eigenen Weg finden. Für mich ist es ein toller Weg um im Einklang mit mir selbst zu sein und immer wieder achtsam mit meiner Ernährung umzugehen. Ich werde auch in Zukunft alle zwei oder drei Jahre einen zweiwöchigen Fastenaufenthalt einlegen um mir selbst etwas Gutes zu tun. Wenn du noch mehr zum Thema erfahren willst, kann ich dir das Buch Wie neugeboren durch Fasten* von Dr. Med. Hellmut Lützner empfehlen. Es gibt dir nicht nur einen Überblick übers Fasten für Gesunde, es kann auch eine tolle Begleitung beim Fasten sein und beinhaltet auch Rezepte für die Aufbautage. Mich hat es schon beim ersten Fastenaufenthalt begleitet und auch jetzt war es mir wieder eine wertvolle Hilfe. Wenn du weitere Fragen zum Fasten hast, stell sie mir gerne in den Kommentaren.

 

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